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Der Wolf und die vielen Pfiffe

Der Wolf und die vielen Pfiffe: Crailsheimer sind unbarmherziges Publikum

Guido Wolf will Spitzenkandidat der CDU bei der Landtagswahl 2016 werden. Beim politischen Volksfestauftakt am Donnerstag konnte er schonmal Standfestigkeit beweisen - man nahm ihm seine Verspätung krumm.

Um 19.30 Uhr hätte Wolf auf die Bühne im Engel-Zelt treten sollen - eigentlich. Weil aber der Verkehr auf der A 6 staute, wurde es eine knappe dreiviertel Stunde später. Beim Publikum hatte sich in dieser Zeit offenbar ein gewisser Unmut angestaut. Jedenfalls gab es zur Begrüßung nur ermattetes Klatschen, dafür aber einige laute Pfiffe und Buh-Rufe.

Wolf tat alles, um die Stimmung zu drehen. "Wenn ein Politiker zu spät kommt, muss er sich von Herzen entschuldigen", rief er ins hohe Haus der Crailsheimer Festgesellschaft - und hatte auf der Autobahn sogar ein paar Zeilen gedichtet. Die kleine Strophe endete wie folgt: "Ich will für eure Milde danken, der Schwabe sagt: ,Es lebe Franken!."

Lieber plaudern statt zuhören

Man darf das durchaus für einen sympathischen Umgang mit einem Fehler halten, ein großer Teil des Publikums aber blieb weitgehend abgewandt und plauderte lieber anstatt zu lauschen. Dabei hatte Wolf durchaus etwas zu sagen - und zwar ohne Manuskript und mit beeindruckend zeltfüllendem Organ. Klar kam dabei die grün-rote Landesregierung schlecht weg, klar lockte eine bessere Zukunft des Landes unter Führung der CDU am Wolfschen Horizont.

Erhöhungen des Bafög oder von Hartz IV hätten ihre Berechtigung, sagte der Politiker, aber: "Wir müssen endlich auch Anreize für die leistungsbereite Mittelschicht setzen." Die kalte Progression also müsse weg, wer mehr verdiene müsse auch mehr bekommen. In der Bildungspolitik setze die jetzige Landesregierung auf "Gleichmacherei" - die Union wolle der Unterschiedlichkeit Rechnung tragen. Nicht jeder müsse das Abitur machen. "Wir brauchen unterschiedliche Talente und Fähigkeiten, also auch unterschiedliche Bildungsabschlüsse."

Wolf hatte eigentlich sehr bierzelttaugliche Thesen im Gepäck. So beklagte er sich leidenschaftlich über den Länderfinanzausgleich ("ein Unrechtssystem") und den grünen Verkehrsminister Hermann ("allein mit Radwegen lässt sich ein wirtschaftsstarkes Land wie Baden-Württemberg nicht voranbringen"). Und er schüttete sein "Herz für die ländlichen Räume" aus.

Die Angst vor der Angst

Gar philosophisch wurde es, als Wolf "Hoffnungsträger statt Bedenkenträger" forderte. Die sprichwörtliche "deutsche Angst" treibe die Gesellschaft zu oft um. Nicht das Problem sei häufig das Problem, sondern die Angst vor dem Problem. Wolf: "Wir müssen mit Zuversicht, Optimismus und Glaube an die eigene Stärke in die Zukunft gehen."

Am Schluss bedankte sich der CDU-Mann für die "ungeteilte Aufmerksamkeit", was einigen Sinn für Ironie bewies. Und auch nach der Rede wollte Wolf nicht lamentieren. "Das ist Bierzelt, das ist in Ordnung", sagte er dem HT. "Dass ich zu spät gekommen bin, tut mir selbst am meisten leid." Letztlich konnte der Oberschwabe dem Abend sogar noch etwas Positives abgewinnen: "Das war wirklich eine Feuertaufe für einen Politiker. Wer die besteht, aus dem kann etwas werden."

Aus: Hohenloher Tagblatt - Sebastian Unbehauen - 19.09.2014
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Pressemitteilung Direktwahl muss auch künftig gelten

Direktwahl muss auch künftig gelten

 

Bei aller Einigkeit im Ziel, unseren Bundestag kleiner und damit schlagkräftiger zu machen, ist man in der Kreis-CDU sehr überrascht:

„Wer in einem Wahlkreis die meisten Stimmen auf sich vereint, darf nicht ausgeschlossen werden“. Genau das aber wird möglich, wenn die kürzlich von der Ampelkoalition im Bundestag beschlossene Wahlrechtsreform in Kraft tritt. „Gleichgültig welcher Kandidat am meisten Stimmen in unserem Wahlkreis hat: Genau dieser Kandidat soll unseren Wahlkreis im Bundestag repräsentieren!“ so Isabell Rathgeb, die Stellvertretende Vorsitzende der Kreis-CDU. Man könne doch nicht auf der einen Seite auffordern, zur Wahl zu gehen und andererseits den gewählten Kandidaten abweisen; echtes Demokratieverständnis sehe anders aus. „Wir wissen nicht, was die Ampel geritten hat: In letzter Minute wurde die Grundmandatsklausel herausgekegelt“ ergänzt von Stetten und fordert: „Wenn eine Partei mehr als 3 Direktmandate oder mehr als 5 % im Bundesergebnis errungen hat, muss sie auch künftig in den Bundestag einziehen. Es ist nicht vermittelbar, dass nicht mehr die Direktstimme den Vertreter des Wahlkreises im Bundestag bestimmt, sondern eine statistische Größe und Landeslisten, die allein durch die Parteigremien bestimmt wurde.“ Tim Breitkreuz, Chef der Kreis-CDU: „Das ist nicht unsere Vorstellung eines agilen Bundestags!“. Von Stetten als direkt gewählter Bundestagsabgeordneter in unserem hiesigen Wahlkreis setze sich seit Jahren mit ausgewogenen Vorschlägen für einen verkleinerten Bundestag ein. Dass in letzter Minute über einen Entschließungsantrag der Ampel eine wichtige Säule direkter Vertretung des Volkes verkürzt werde, sei sehr bedauerlich.

Die Koalition gieße damit Öl in das ohnehin schon glimmende Feuer der Politikverdrossenheit im Land. Die Kreis-CDU unterstütze die Bestrebungen, die einschneidende Ampellösung verfassungsrechtlich überprüfen zu lassen. Wenn die Mehrheit im Bundestag Grundgesetzwidriges vor hat, schlägt die Stunde des Bundesverfassungsgerichts. Rita Süssmuth, die Ex-Bundestagspräsidentin hatte außerdem ein Paritätsregelung gefordert, damit mehr Frauen in den Bundestag kommen. Nach dem jüngst beschlossenen Ampel-Konzept wird der Männeranteil steigen. Dies wolle keiner in der Kreis-CDU. „Im Englischen gibt es mittlerweile ein geflügeltes Wort für die Bundesregierung: Scholzing. Googeln Sie es! Es lässt sich in etwa damit zusammenfassen: „Große Sprüche machen, aber nichts zur Sache beitragen, eher im Gegenteil solide Verhinderungsarbeit leisten“, schiebt Tim Breitkreuz dazu nach.

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